Rock am Ring 2016 - "Today, Tommorow, Forever" oder never ever again?

12:44

Lange habe ich überlegt, ob ich diesen Post schreiben soll, oder nicht. Doch nun wurde das diesjährige Rock am Ring in den Medien so breit getreten, dass ich das ganze auch mal aus der Sicht eines Besuchers wiedergeben möchte.

Vieles hat man ja bereits im Radion gehört oder auf sozialen Plattformen und auch im Fernsehen gesehen. Es gab am Freitag ein heftiges und am Samtag mehrere leichte Gewitter. Am Freitag wurde ein Besucher des Festival durch einen Blitzschlag schwerst verletzt und mehr als 70 Menschen erlitten leichte Verletzungen.

Es wurde jedoch nirgends gezeigt, dass die Bedingungen auf dem Festival schon vorher katastrophal waren. Alles war voll schlamm und Matsch, es gab wie letztes Jahr zu wenig Campingplätze, sodass wir 1,5 Stunden warten mussten, bis die Rock'n'Roll-Campingfläche erweitert wurde. Die Parkplätze waren überschwemmt und somit nicht nutzbar, wir mussten daher im Anwohnergebiet beim Festival parken und ca. 6km zum Festival laufen. Die Ordner waren total überfordert.
Nun hatten wir aber schlussendlich doch einen Platz gefunden und unsere Zelte und Pavillons aufgeschlagen und nach und nach trudelte auch der Rest unserer 16-köpfigen Truppe ein.
Glücklicherweise hatte jemand Ersatzzelte dabei, denn bei den Wetterbedingungen entschieden wir uns dafür unsere Pop-Up-Zelte im Auto zu lassen und sind stattdessen aufs klassische Iglu umgestiegen, sonst wären unsere Sachen spätestens Freitag komplett durchnässt gewesen.



Nun die einzelnen Tage im Überblick:

Friday
Am Freitag fanden wir uns vor den Bühnen zu Breaking Benjamin und Frittenbude ein und wollten anschließend zu Tenacious D. Das Intro wurde dann mittendrin abgebrochen. Als dann auch die Bildschirme eingeklappt und runtergefahren wurden, wussten wir bereits was uns erwartete, was bei dem schwarzen Himmel auch nicht schwierig zu erraten war. Die Durchsage kam. Ein schweres Unwetter zieht auf, es besteht die große Gefahr von Blitzeinschlägen auf dem gesamten Festivalgelände. Es wurde gebeten sich von metallischen Aufbauten fern zu halten und in den Autos und den Zelten Schutz zu suchen. Wir sahen uns an, wir hatten minimum 15 Minuten Fußweg zu unserem Zeltplatz und etwa 40 Minuten zum Auto. Die Massen stürmten an uns vorbei. Wir liefen mit dem Strom. Der Platzregen begann und wir suchten Schutz unter einer Fressbude. Die Füße nah beieinander um eine geringe Schrittspannung zu haben, nass bis auf die Knochen trozt Regenjacke und Regenhose. Und dann kamen die Blitze, einer nach dem anderen. Und nah, so nah. Wir konnten jedes Mal erahnen, wo sie einschlugen. Es bildeten sich Wassermengen, die Strömungen entwickelten und Pfützen in denen wir wadentief versanken. Als das Wetter besser wurde gingen wir zügig zum Zeltplatz um unsere Gruppe zu treffen, die glücklicherweise unversehrt blieb.
Nach etwa 2 Stunden wurden die Konzerte dann fortgesetzt. Bis wir einigermaßen trocken waren und uns wieder warm eingepackt hatten, verging aber einiges an Zeit, weswegen wir es an dem Abend leider nur noch zu Major Lazer geschafft hatten. Das war aber wirklich ein super Konzert und eine coole Show, die den Abend ein bisschen gerettet hat.

Saturday
Am Samstag gab es ab Mittags immer wieder Lautsprecher durchsagen, dass ein Gewitter erwartet wird und man in den Zelten oder Autos bleiben solle, diese waren im Vergleich zum Vortag aber ein Pappenstiel. In der Umgebung regnete es zeitweise aber 150 Liter pro Quadratmeter, sodass die umliegenden Bundesstraßen und Autobahnen gesperrt werden mussten, was die Lage noch unentspannter machte, da viele Menschen bereits vorzeitig abreisen und nun nicht wussten, wohin sie sollten. Zum Abend hin kam vermehrt auch die Durchsage, das Festival könne jederzeit verlasen werden.
Es fielen 7 Stunden Festivalbetrieb und damit natürlich auch etliche Bands aus.
Am Abend wurden dann ein neuer Spielplan veröffentlich, auf dem sich noch läppische 16 Bands befanden, wir sahen uns die Red Hot Chilli Peppers an und gingen anschließend zu den 257ern. Bosshoss konnten wir später vom Campingplatz noch hören, gingen dann aber irgendwann ins Zelt. Mitten in der Nacht wurden wir dann aus dem Schlaf gerissen, da ein Kumpel an unser Zelt kam und uns informierte, dass Rock am Ring angebrochen wurde, der Sonntag würde nicht mehr statt finden ein Teil unserer Gruppe würde jetzt abreisen. Uns und vielen anderen war das aber schon alleine aufgrund des Alkoholkonsums nicht möglich.

Sunday
Am Sonntag waren ab 8 Uhr Ordner auf den gesamten Campingplätzen unterwegs, die die Besucher weckten und sie aufforderten die Campingülätze zu verlassen. etwa im 15-Minuten-Takt kam eine Lautsprecherdurchsage, dass Rock am Ring aufgrund der Wettersituation vorzeitig beendet werde und die Campingplatze bis 12 Uhr geräumt werden müssen. Am etwa 9 Uhr war kein Ordner mehr weit und breit zu sehen. Weder auf dem Campingplätzen, noch im Bereich des Festivalgeländes. Überall flüchtende Besucher, die teilweise einen Grpßteil ihrer Sachen zurückließen, aber weit und breit niemand, der Auskünfte geben konnte oder Verantwortung für irgendwas übernahm. Es war ein heilloses Chaos, ein Durcheinander und einfach nur schrecklich. Wir machten uns auf dem Weg zum Auto, die erste Ladung unserer Sachen verstauen. Dann zurück, den anderen beim Abbau helfen und nach einiger Zeit wieder zum Auto, was wir nicht mehr tragen konnten ließen wir zurück. Die Autos auf dem Weg zu unserem Parkplatz kamen mir bekannt vor, es war ekin Druchkommen, die versperrten den Weg und auf Nachfrage erfuhr ich, dass sie seit 3 Stunden dort warteten endlich den Parkplatz verlassen zu können. Wir luden unsere Sachen ein um reihten uns ein. Aufgrund einer recht günstigen parkposition warteten wir nur 1,5 Stunden bis wir fahren konnte, ein anderer Teil unserer Gruppe stand noch 6 weitere Stunden auf dem Parkplatz, da kein Durchkommen war. Das war allerdings auch kein Wunder, da einsam und allein 2 Ordner versuchten das Chaos zu bändigen und die Autos einzuweisen, womit sie natürlich heillos überfordert waren. Immer wieder steckten Autos fest und mussten durch Traktoren aus dem Schlamm gezogen werden, für Preise bis zu 50€ pro Auto.
Wir waren froh über eine alternative Route gefahren zu sein, denn wie sagen unterwegs immer wieder auf den parallelen Bundestraßen lange Autoschlangen, die sich wenig bis gar nicht bewegten, sodass etliche Festivalbesucher mehrere Stunden in ihren Autos ausharren mussten.
Nie war ich glücklicher nach einem Festival unter die Dusche zu springen und de Strapazen abzuwaschen um sich danach total erschöpft ins Bett fallen zu lassen.

Fazit
Das Rock am Ring Festival 2016 war wirklich das schlimmste Festival auf dem ich je war. Selbst ein Festival, welches zum ersten Mal veranstaltet wurde, war besser organisiert.
Das gelände war bereits vor dem Festival untragbar, auch am Donnerstag hätten die Rettungskräfte es mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf eine Vielzahl der Campingplätze geschafft, da diese so verschlammt waren.
Etwa 50% der Bands sind ausgefallen, darunter Highlights wie Black Sabbath und Fettes Brot.
Die Überforderung hätte größer nicht sein können und die Nachberichterstattungen und Statements seitens des Veranstalters finde ich einfach nur dreist und lächerlich.
Und bereits im Vorfeld wurden Änderungen bekannt gegeben, die ich persönlich wirklich mehr als unangemessen finde. Zunächst die 20€ Pro Person, die man zahlen musste, wenn man Mittwochs anreisen wollte. Gab es vorher nicht und dann direkt so drastisch? Wenn es wenigstens pro Fahrzeug gewesen wäre, aber das war für uns der Grund erst Donnerstags zu kommen und bisher sind wir sonst immer Mittwochs angereist, das hatte Tradition. Und dann die Sache mit den Tetra Paks. Es wurde von 1L auf 0,5 Liter reduziert, was wirklich zu wenig ist. Wenn ich an so manches Jahr zurückdenke, wo es einfach so unglaublich heiß war und da sind schon reihenweise Menschen umgekippt, da die dehydriert sind. Bei dem Wetter dieses Jahr war es kein großes Ding, aber es hätte eines sein können und auch bei einem Liter hätten die Veranstalter noch genug Profit aus den Getränkeverkäufen auf dem Festivalgelände schlagen können.
Ich war immer gerne beim Rock am Ring, als es noch am Nürburgring war, aber dieses Jahr war einfach abgrundtief schlechte. Sollte es kein Angebot  von Teilrückerstattung geben und eine andere Location gesucht werden, war es dieses Jahr definitiv mein letztes Rock am Ring, denn ich sehe es nicht ein für so eine Vorstellung und vielleicht 50% der angekündigen Bands 220€ zu bezahlen. Ich hoffe wirklich, dass sich noch etwas ergibt, sonst muss ich das RaR-Motto "Today, Tomorrow, Forever" für mich leider umwandeln in Never Ever, denn es gibt Festivals auf denen einen deutlich mehr geboten wird in Sachen Musik und Organisation uns das zu einem Bruchteil des Rock am Ring Preises.


 


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3 Kommentare

  1. Huhu.
    Sehr interessanter einblick. Für mich ist das ja nix. Die Musik ist nix für mich und das Wetter erst recht nicht. Hab es ja in den Nachrichten verfolgt, dass es so viele verletzte gibt -,-... Hoffe das es nächstes jahr für euch besser ist dort.

    lg

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  2. Oh man, das hört sich alles natürlich gar nicht schön an und ich kann deine Enttäuschung auch gut nachvollziehen - ich bin mal gespannt was die Veranstalter noch geplant haben und es vielleicht doch noch eine Rückerstattung oder ähnliches gibt..

    Alles Liebe,
    Lara

    www.lara-ira.de

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  3. Oh je, dass klingt ja gar nicht gut. Ich kann deine Enttäuschung auch sehr gut nachvollziehen. Schließlich kostet das Event ja auch ein gut Geld. Wenn man dann so etwas erlebt ist das gar nicht toll
    Liebe Grüße Michelle von beautifulfairy

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